Baureferat Landeshauptstadt München
Kinderhort in der Avenariusstraße
Sanierung einer denkmalgeschütztenVilla
Fassadenpreis 2019 "Lobende Erwähnung"
der Landeshauptstadt München
Leistungsbild: |
Planung Objektbetreuung |
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BGF: | 440 m² | |
Bausumme: | 1.550.000 € | |
Fertigstellung: | Dezember 2017 | |
Das Gebäude wurde im Jahr 1909 als Direktorenvilla für das benachbarte Karls-Gymnasium errichtet. In den 50er-Jahren wurde eine Heizanlage eingebaut. Im Jahr 1975 erfuhr es eine Nutzungsänderung als Kindergarten / Kinderhort mit geringfügigen Umbauten. 1997 wurde als zweiter baulicher Rettungsweg vom Balkon im 1. Obergeschoß eine Fluchtrutsche errichtet.
Das Gebäude wird als Einzeldenkmal in der Denkmalliste geführt. Als Kinderhort ist das Gebäude bauordnungsrechtlich als Sonderbau zu behandeln.
Das bestehende Raumkonzept wurde weitestgehend beibehalten. Da bei Nutzung als Kinderhort jedoch für alle Räume ein zweiter baulicher Rettungsweg vorhanden sein muss, wurde das Konzept angepasst. Die Notrutsche am Balkon konnte beibehalten werden. Die Garderobe im Erdgeschoß wurde aus brandschutztechnischen Gründen vom notwendigen Treppenraum abgetrennt. Um den Raumbezug zur Garderobe zu erhalten, wurde die Türwand mit einem vollflächigen Glaselement ausgebildet. Im Kellergeschoß sind gemauerte Abtrennungen für die Lagernutzung der Küche und den Wasch- und Trockenraum geschaffen.
Das Gebäude besteht aus massiven Mauerwerkswänden und einem Stampfbetonsockel im Kellergeschoß. Die Bodenplatte im Kellergeschoß bestand nur aus einem ca. 3cm starken Aufbeton auf Erdreich. Dieser wurde durch eine unterseitig gedämmte und oberseitig feuchteisolierte Bodenplatte mit Estrich ersetzt um die Nutzung des Kellergeschoßes zu ermöglich. Die Außenwände im Bereich des Erdreichs wurden ebenfalls von außen feuchteisoliert und wärmegedämmt. Dazu musste umlaufend um das Gebäude abschnittsweise das Erdreich bis zum Fundament abgegraben werden. Der südlich unter der Terrasse entlang verlaufende Tunnelgraben wurde rückgebaut und durch Lichtschächte mit Gitterrostabdeckung vor den Fenstern ersetzt.
Die Decke über dem Kellergeschoß ist eine Stahlträgerdecke mit unbewehrter Betonausfachung. Die Stahlträgerdecken wurden statisch untersucht mit dem Ergebnis, dass diese teilweise ohne statische Beeinträchtigungen sind und erhalten werden können. Teilweise musste die Decke gegen eine Trockenbaukonstruktion auf den erhaltenen Stahlträgern ausgetauscht werden. Die sonstigen Decken waren Holzbalkendecken mit unterseitiger Rohrputzbekleidung. Die Decken zeigten hier teilweise Überlastungserscheinungen in Form zu starker Durchbiegung aufgrund einer Zementestrichauflage mit PVC-Belag bzw. Fliesen, welche bei früheren Eingriffen eingebracht wurde. An den betroffenen Holzbalkendecken wurde die Estrichauflage zurückgebaut und durch eine bewehrte Estrichauflage ersetzt. Zur Herstellung des nach Brandschutzkonzept erforderlichen Feuerwiderstandes wurden zusätzlich Auflagen aus Trockenestrich aufgebracht.
Um die Holzbalkendecken über dem 1. Obergeschoß zusätzlich zu entlasten, wurden die Trennwände aus Bimsstein zu den Abseiten rückgebaut und durch Trockenbauwände ersetzt. Ebenso die Kniestockwände, da ansonsten eine flächige Dämmung der Dachhaut nicht möglich gewesen wäre.
Für die bauphysikalisch erforderlichen Abdichtungs- und Dämmmaßnahmen der Kelleraußenwand musste die Eingangstreppenanlage abgebrochen und in Abstimmung mit der Denkmalpflege neu errichtet werden. Die Dacheindeckung aus Biberschwanzziegeln in Doppeldeckung wurde ersetzt. Im Dach wurde von innen eine Sparrenvolldämmung eingebracht und eine innere Bekleidung aus Gipsfaserplatten aufgebracht, um einen Brandüberschlag von Raum zu Raum, ins Treppenhaus und in den Dachspitz zu verhindern.
Die historischen Parkettbeläge (Fischgrät-/ Schiffsbodenparkett) wurden überarbeitet. Im Bereich erneuerter/verstärkter Decken wurden die Bodenbeläge durch Linoleum- oder Parkett-Beläge (Lamelle Schiffsboden) ersetzt. Im Windfang wurde eine Abdichtung gegen Erdfeuchte eingebaut und eine neue Bodenplatte darüber gegossen. Der Oberboden mit einer flächenbündigen Sauberlaufmatte wurde in Anlehnung an den historischen Boden und in Abstimmung mit der Denkmalpflege erneuert.
Durch denkmalpflegerische Untersuchungen wurde die ursprüngliche Farbgebung der Außenfassade ermittelt und wiederhergestellt. Die historischen Kastenfenster wurden saniert sowie die übrigen Fenster durch neue Einfach-Holzfenster mit 2-Scheiben-Isolierverglasung entsprechend den Vorgaben der Denkmalpflege ersetzt. Die nicht bauzeitlichen und stark verwitterten Fensterläden an der Südfassade wurden erneuert und entsprechend dem bauzeitlichen Vorbild ergänzt.
Die historischen Holztreppen wurden freigelegt, überarbeitet und entsprechend der historischen Farbgebung beschichtet. Außerdem wurden die historischen Innentüren denkmalgerecht überarbeitet und als dichtschließende Türen ertüchtigt sowie neue Türen in Anlehnung an den Bestand erstellt. Im Erdgeschoß wurde der umlaufende Stuck-Deckenfries der Gruppenräume erhalten und saniert. Die Gruppenräume sind mit Akustikdecken in Form von Deckensegeln als Spanndecken ausgestattet. Für die benötigten 30 Vollessen wurde die Küche mit einer gewerblichen Edelstahlküche mit Kombidämpfer ausgestattet.
Die Wasser- , Abwasser- und Sanitäranlagen wurden komplett saniert und der veränderten Raumanordnung angepasst. Eine Lüftungsanlage mit Zuluft über die Außenwand und Abluft über Dach versorgt die Küche und die neue Gas-Brennwertanlage ersetzt die alte Gas-Heizungsanlage. Alle elektrotechnischen Anlagen wurden komplett neu aufgebaut, einschließlich der fernmelde- und informationstechnischen Anlagen. Die 3-Kammer-Ausfaulgrube wurde im Zuge der Sanierung der Sickerschächte und der Dämmung der Außenwände abgebrochen.